Reise nach Görlitz und Frankenstein / Zabcowice – Schlesien
in die Heimat des Wertheimer Diakonissen-Mutterhauses,
vom 28. Mai – 1. Juni 2014
Vom 28. Mai bis 01. Juni 2014 fand unter Leitung des Mutterhauses eine Gruppenreise nach Schlesien statt. Ziel waren Frankenstein und Umgebung, die ehemalige Heimat der Diakonissen. Der Weg dorthin führte über Bautzen, Görlitz und Schweidnitz.
Für einen paar Teilnehmer handelte es sich bei der Reise um einen Besuch in der Heimat, die sie in früher Kindheit und Jugend verlassen haben. Für einige war es die erste Fahrt nach Niederschlesien. Alle Teilnehmer aber empfanden die Reise als Besuch bei Freunden.
Der Weg nach Schlesien führte über Bautzen und Görlitz entlang der alten, großen europäischen Handelsrouten, auf denen Menschen sich immer schon begegnet sind und über Jahrhunderte Ideen ihre Verbreitung fanden. Bei einer Führung durch die historische Innenstadt von Bautzen tauchten wir in die Geschichte Schlesiens ein und beschlossen, bei besserem Wetter einmal wieder zu kommen.
Am Abend gab uns Frau OKRin Margit Kempgen einen eindrucksvollen Vortrag, der sich aus ihrem Engagement für das kirchliche Leben in Schlesien nährte. Sie verband Geschichte und Aktuelles, Bauten und Menschen, ihre Arbeit und die politischen Entwicklungen. Wir konnten am nächsten Tag das Ganze noch vertiefen – sie begleitete uns und führte uns durch ihre Wahlheimat Görlitz:
Zunächst besuchten wir den Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt in der Peterskirche. Das Altarbild zeigt die Himmelfahrt; besser hätten wir den Zeitpunkt unseres Besuchs nicht treffen können. Wir besichtigten ausführlich die Stadt und einige Kirchen und beendeten den Tag am Heiligen Grab. Die ausführlichen Erklärungen, die Frau Kempgen dazu gab, brachten uns dieses mittelalterliche Bauwerk besonders nahe.
Auf der Reise wurde, jeweils vor Ort unter kundiger Führung, die wechselvolle Geschichte der bereisten Regionen nachvollzogen. Die Gegenden um Görlitz, Frankenstein/ Zabkowice und Glatz/ Klodzko wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder anderen Herrschaftsgebieten zugeordnet und erlitten neben der wechselvollen politischen auch eine wechselnde religiöse Geschichte. Die Spuren dieser Geschichte sind bis heute sichtbar und spürbar. Die Hoffnung besteht, dass sich aus der Historie der Weg öffnet hin zur Aussöhnung zwischen den Nationen und Konfessionen und zu neuer europäischen Verbundenheit.
Die Besichtigung der Friedenskirche in Schweidnitz /Swidnica war der kulturelle Höhepunkt der an Besichtigungen reichen Reise. Dort begrüßte uns Dr. Stefan Aderholdt. Im Rahmen seines eigentlichen Auftrags, der musikhistorischen Forschung, war er auf Unterlagen aus dem Bestand des Frankensteiner Mutterhauses gestoßen und ist uns seitdem verbunden. Dem verdanken wir eine kurze, aber eindrucksvolle Einführung in die barocke Pracht der Kirche: ursprünglich außerhalb Stadt, ohne Steine und Mörtel gebaut, lässt ihr Äußeres überhaupt nicht erkennen, was den Besucher im Innenraum erwartet.
Bei unserer Ankunft in Zabkowice besuchten wir die Grundschule Nr. 1: wir wurden sehr herzlich begrüßt und durch das Gebäude geführt. Die Schulleitung hatte neben dem Haupteingang eine Tafel angebracht, die auf die Verbindung zum Mutterhaus hinweist und mit den Stipendien wirbt. Ein Duplikat erhielt Schwester Irmgard überreicht. Es ziert jetzt den Eingangsbereich des Wertheimer Mutterhauses.
Am Nachmittag folgte an der Gedenkstätte für die Diakonissen und ihr Wirken von 1866 bis 1946 eine Feier und ein Treffen statt, zu dem der Landrat des Landkreises Zabkowice und der Bürgermeister der Stadt kamen. Die Gedenkfeier stand unter dem Leitspruch der Diakonissen: „Dienet Gott mit Freuden“. Der Landrat Roman Fester erschien mit Rücksicht auf die Partnerschaft des Main-Tauber-Kreises mit dem Landkreis Zabkowice und brachte Gäste von der kaufmännischen Berufsschule Bad Mergentheim mit. Bürgermeister Marcin Orzeszek, über den in den Gesprächen vor Ort berichtet wurde, er bewege viel in seiner Stadt, zeigte sich sehr interessiert und den Besuchern zugewandt. Gleichwohl steht der Bürgermeister vor dem Problem, eine Nutzung für eines der größten von den Diakonissen hinterlassenen Gebäuden zu finden, für das ehemalige Tabeenstift, das bis vor wenigen Jahren das Gymnasium der Stadt war.
Daneben begeisterte die Landschaft Niederschlesiens, als die Reisenden in Silberberg und vom Großen Jauersberg aus den Blick fast bis Breslau schweifen lassen konnten. Nach dem Aufstieg zur Festung Silberberg kehrten wir in dem unterhalb der Festung gelegenen Ort ein. Hier war in besonderem Maße greifbar, mit welcher Freude Schwester Irmgard in Zabkowice empfangen wurde. Beim Rundgang durch die Stadt am folgenden Morgen zeigte sich, wie viele sie kennen und offensichtlich sehr schätzen.
Anschließend teilt sich die Gruppe: Einige bestiegen den Großen Jauersberg, andere besuchten das böhmisch beeinflusste Bad Landeck. Auf der Fahrt nach Glatz findet die Gruppe wieder zueinander, gestärkt und voller Eindrücke.
Die Staatsgrenzen waren auf der Reise nicht mehr spürbar. Und auch die gerade abgeschlossenen Europawahlen brachten hier wie dort ähnliche politische Diskussionen und Tendenzen zum Vorschein. Im November 2014 finden in Polen dann Kommunalwahlen statt. Die Reiseteilnehmer werden weiter interessiert beobachten, was sich in Stadt und Landkreis Zabkowice tut.
Auf der Rückreise fand das gemeinsam Erlebte einen Abschluss mit einer Andacht in der Autobahnkirche Geiselwind. Es war für alle eine sehr eindrucksvolle Reise.